Partnerschaft Gießen- Wenzhou geprägt von großer Gastfreundschaft und vielen Kooperations-Potentialen
Einer Einladung der chinesischen Partnerstadt Wenzhou folgte eine Delegation unter Leitung von Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz mit Vertretern des Partnerschaftsvereins Gießen – Wenzhou, des Staatlichen Schulamts, der Gesamtschule Gießen-Ost sowie der Technischen Hochschule Mittelhessen.Anliegen der Delegation waren die Vertiefung und Weiterentwicklung der Partnerschaft zwischen den beiden Städten sowie das Knüpfen neuer Kontakte und Kooperationsmöglichkeiten.
Beim städtischen Empfang im Rathaus der 9-Millionen-Einwohner-Stadt Wenzhou, die das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Süd-Zeijangs ist, unterstrich Oberbürgermeister Xu Ling die besondere Bedeutung der seit 2011 bestehenden Partnerschaft zu Gießen.
Oberbürgermeisterin Grabe-Bolz betonte, dass die Partnerschaft zwischen den beiden Städten immer mehr an Leben gewinne und sich die Bemühungen darum auszahlten.
Ein besonders herzlicher und beeindruckender Empfang wurde der Gießener Delegation an der Wenzhou Foreign-Language-School bereitet. Der bei Wettbewerben mehrfach preisgekrönte Schulchor sowie tänzerische und künstlerische Darbietungen begeisterten die Besucher. Seit 2014 sind die Gesamtschule Gießen Ost und die Wenzhou Foreign-Language School Teil des Schüleraustauschs, der vom Gießener Partnerschaftsverein in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt organisiert wird und Schülern eindrucksvolle Erfahrungen bereithält, ein Fundament der Freundschaft zwischen Gießen und Wenzhou bildet und das ermöglicht, was Bundeskanzlerin Merkel und der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang erst kürzlich vereinbart haben: den Jugend- und Bildungsaustausch zwischen den beiden Ländern. Die Staatsspitzen erklärten 2016 zum Deutsch-Chinesischen Jahr des Schüler- und Jugendaustauschs. Dem fühlen sich auch die Gießener Vertreter verpflichtet.
Schulamtsleiter Heinz Kipp sowie der Leiter der GGO, Dr. Frank Reuber, führten Gespräche zur Intensivierung und zum Ausbau der schulischen Kooperation zwischen Gießen und Wenzhou.
Der Leiter des Staatlichen Schulamtes in Gießen, Heinz Kipp, betonte in seinen Ausführungen vor Ort, dass vor allem der gemeinsam initiierte und organisierte Schüleraustausch dazu beigetragen habe, dass junge Menschen die jeweils andere Partnerstadt sowie die Menschen und ihre Kultur kennengelernt hätten. Schüler aus mittlerweile 8 Gießener Sekundarstufenschulen, die aus Wenzhou zurückgekehrt seien, hätten mit großer Begeisterung von ihren Eindrücken und ihren Erlebnissen berichtet und von der Gastfreundschaft der chinesischen Familien geschwärmt. Einige von ihnen hätten zum Ausdruck gebracht, dass ihnen die Zeit wie im Fluge vergangen sei und sie gern noch länger in Wenzhou geblieben wären.
Kipp betonte, dass die Vorbereitungen für die dritte Austauschrunde, die im nächsten Jahr mit einer noch größeren Schülergruppe stattfinden soll, bereits angelaufen seien.
Auch GGO-Schulleiter, Dr. Frank Reuber, betonte die Wichtigkeit des Schüleraustausches. Beim Besuch der Foreign Language School, der Partnerschule der Gesamtschule Gießen-Ost, habe man erfahren, wie wichtig der Austausch auch für die chinesische Seite sei. Jin Ge, Schulleiter der Schule, schilderte die hohe Wertigkeit und Akzeptanz des Schüleraustauschs auf chinesischer Seite. Nicht nur die Vorteile des Programms wurden erläutert, sondern auch der partnerschaftliche bis zu freundschaftliche Umgang untereinander wurde stark betont. Beide Seiten machten deutlich, das Programm weiterentwickeln zu wollen. Die Chance der Schülerinnen und Schüler ein fremdes Land kennenzulernen und in eine fremde Kultur eintauchen zu können, schaffe Vertrauen und Verständnis für die unterschiedlichen Gebräuche und Lebensgewohnheiten. Dr. Reuber stellte in diesem Zusammenhang Planungen vor, mit der Schule zukünftig ein musikalisches Projekt durchführen zu wollen: „Wir haben die Idee, sowohl den wunderbaren Schulchor der Wenzhou Foreign Language School als auch unsere erfolgreiche Band der GGO zusammenbringen zu wollen. Beide hätten die Möglichkeit ein gemeinsames musikalisches Projekt einstudieren und aufführen zu können.“ Beide Schulen wären als Schule mit musikalischem Schwerpunkt bestens dafür geeignet.
Einen Einblick in die sich rasant entwickelnde chinesische Wirtschaft konnte die Delegation beim Besuch der Chint Unternehmensgruppe gewinnen. Die CHINT-Gruppe ist eines der global führenden Unternehmen für Niederspannungstechnik, Energieübertragung und Energienetze. Darüber hinaus ist Chint einer der größten Hersteller von Solarsystemen. Von der Produktion der Solarzellen bis zur Planung und Inbetriebnahme großer Solarsysteme, ist das Unternehmen weltweit aufgestellt.
Nach einer Vorstellung des Unternehmens durch den Assistant President Wang Qi konnte sich die Delegation in einem interessanten Gespräch davon überzeugen, dass China nicht mehr die Werkbank der Welt sein möchte, sondern große Schritte in Richtung Hochtechnologieland unternimmt. Dabei gilt Deutschland nach wie vor als großes Vorbild. Hier will man vor allem in den Bereichen Maschinenbau und Verfahrenstechnik lernen. Wang machte deutlich, dass sie die klügsten Köpfe für ihr Unternehmen gewinnen wollen.
Als eines der großen Probleme der chinesischen Wirtschaftsentwicklung, stellte Wang das Fehlen der gesamten Umsetzungsebene, vor Facharbeitern und Technikern heraus. Auch hier wurde das deutsche duale Ausbildungssystem als großes Vorbild genannt.
Oberbürgermeisterin Grabe-Bolz stellte die Wirtschaftsstruktur der Universitätsstadt Gießen vor und lud die chinesischen Partner zu Investitionen in der Wissenschaftsstadt Gießen ein.
Potentiale und Möglichkeiten der Zusammenarbeit eröffneten sich auch bei den Gesprächen mit der Wenzhou-Universität und der Kean-Universität.
An der Wenzhou-Universität wurde die Delegation sehr herzlich vom Präsidenten der Universität Li Xiaokun empfangen. Der Präsident berichtete über die dynamische Entwicklung der Wenzhou Universität, die 1933 gegründet wurde und inzwischen ca. 30.000 Studenten hat. Einig waren sich alle darüber, dass in einer immer größer werdenden Globalisierung der Welt, eine zunehmende Internationalisierung der Universitäten unabdingbar ist. Um hier einen Beitrag zu leisten, sollen die Beziehungen zwischen der Wenzhou-Universität und den Universitäten in Gießen weiter vertieft werden.
Ebenso herzlich wurde die Delegation an der Kean-Universität empfangen. Die Kean-Universität ist eine noch sehr junge Bildungseinrichtung. Sie wurde erst im Jahr 2011 in Wenzhou gegründet. Auf einer Campus-Tour, die von Studierenden geführt wurde, konnte die Delegation sich von der sehr guten Ausstattung der Universität ein Bild machen. Im Gespräch zwischen dem Vizepräsidenten der Kean-Universität und Prof. Dr. Christine Döbert von der Technischen Hochschule Mittelhessen wurden sehr schnell Möglichkeiten für eine zukünftige Zusammenarbeit entwickelt.
Nicht nur der Austausch auf wissenschaftlicher Ebene, auch das Kennenlernen der unterschiedlichen Kulturen wäre für die Studierenden der Hochschulen ein hervorragender Aspekt ihrer Ausbildung im Blick auf die Internationalisierung der Arbeitsplätze.
Gespannt war die Gießener Delegation auf die Begegnung mit David Braun, dem ersten Gießener Studenten an der Wenzhou-Universität. Der Ostschüler David Braun war durch den Schüleraustausch und den Unterricht seiner Chinesisch-Lehrerin Fan Zhang , die die Gießener Delegation als Dolmetscherin begleitete, “auf den Geschmack gekommen”, im “Reich der Mitte” zu studieren.
“Als Student in Gießens Partnerstadt Wenzhou lernt man sehr viel”, so David Braun, “besonders auch außerhalb der Uni. Die Menschen vor Ort bereiten mir eine sehr facettenreiche Zeit mit Einblicken in alle Lebensbereiche. Die letzten zwei Monate waren vermutlich die ereignisreichsten und lehrreichsten meines Lebens”. Als Wunsch äußert er die Hoffnung, “dass noch einige Menschen den Schritt wagen, dieses sich im Aufschwung befindende Land und diese impulsive Stadt kennenzulernen und die Partnerschaft mit Leben zu füllen.”
Zum Programm der Gießener gehörte auch der Besuch der beeindruckenden Yangdang Berge und einer traditionellen Yue-Opernaufführung. Beeindruckt und bereichert waren sie vor allem durch die außerordentliche Gastfreundschaft und Herzlichkeit, die sie bei allen Gesprächen und Begegnungen erfuhren. Einig waren sich die Gießener darüber, dass die Aussage des chinesischen Philosophen Konfuzius “Freunde aus der Ferne sind immer ein Anlass zur Freude“ für sie in allen Begegnungen und Gesprächen spür- und erlebbar wurde.
Delegation:
Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz;
Partnerschaftsverein: Joachim Scheerer (Vorsitzender), Harald Scherer, Anette Greilich
Staatliches Schulamt: Heinz Kipp (Leiter), Kerstin Gromes
Gesamtschule Gießen-Ost: Dr. Frank Reuber (Schulleiter), Fan Zhang
Technische Hochschule Mittelhessen: Prof. Christine Döbert