Gießener Schüleraustausch mit Wenzhou – Beitrag im Gießener Anzeiger vom 13.05.2025

Gießener Schüleraustausch mit Wenzhou
Bericht im Gießener Anzeiger vom 13.05.2025

“Alltag komplett für uns gestaltet” – Für 2026 wieder Bürgerreise für Interessierte geplant
von Enrico Schierer

Über den ersten Austausch seit fünf Jahren mit der chinesischen Partnerstadt Wenzhou berichten Schüler vor Lehrkräften, Organisatoren, Vertretern des Schulamts sowie OB Frank-Tilo Becher in der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten. © Red

Schüler und Schülerinnen der Clemens-Brentano-Europaschule Lollar, Gesamtschule Hungen, des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums, der Liebigschule und der Ostschule erinnern sich gemeinsam mit weiteren Aktiven an den Austausch. Foto: Schierer © Schierer

Gemeinsam blicken die Teilnehmer in Gießen auf ihre Erlebnisse zurück.

Gießen . Bei ihrer Ankunft in der chinesischen Millionenmetropole finden sich die 35 Schüler und Schülerinnen aus Gießen, Hungen und Lollar in einer imposanten Begrüßungszeremonie wieder. In dem gigantischen Bau der Foreign Language School werden den erstaunten Gästen in einem bunt dekorierten, überdimensionalen Saal perfekt einstudierte Choreografien vorgeführt. In Chinas Großstädten ist alles eine Nummer größer, als man es in Deutschland gewohnt ist. Wenzhou ist wahrscheinlich den wenigsten bekannt, doch die Partnerstadt Gießens am Ostchinesischen Meer zählt mit seinen Vororten 9,6 Millionen Einwohner; und ist damit noch nicht einmal unter den Top Ten der größten Städte Chinas. Wegen Covid-19 hatte der Austausch fünf Jahre lang nicht mehr stattgefunden. Doch Anfang dieses Jahres kamen erstmals wieder Jugendliche aus Wenzhous Schulen nach Mittelhessen. Vom 04. bis 18. April fand daraufhin der Gegenbesuch aus Gießen statt.

Förderung der Städtepartnerschaft

Vergangene Woche veranstaltete der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Gießen-Wenzhou, der in Kooperation mit den Gießener Schulen den Austausch seit 2014 organisiert, in der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten ein Reflektionsgespräch.

Neben Kerstin Gromes vom Staatlichen Schulamt und Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher waren auch einige der Schüler, Vereinsmitglieder und Lehrkräfte anwesend, welche die Chinareise mitgemacht, organisiert und betreut haben. Dass genau an diesem Tag vor 14 Jahren die Partnerschaft zwischen den beiden Städten besiegelt wurde, war reiner Zufall. Aufgefallen ist es dem Oberbürgermeister, der sich die Gelegenheit im April nicht entgehen ließ, der Partnerstadt ebenfalls einen Besuch abzustatten.

Für ihn stellen Städtepartnerschaften ein wichtiges Element der Völkerverständigung dar und verbinden als »lebendige Brücken« Kulturen und Länder miteinander. Auf chinesischer Seite gebe es eine große Wertschätzung dieser Verbindung. Vor allem bestehe ein großes Interesse an Austausch und Weiterentwicklung in den Bereichen Wissenschaft und Bildung. Insbesondere die Technische Hochschule Mittelhessen mit ihrem dualen System stößt in Wenzhou auf Neugier.

Dass es in der Tat viel zu verarbeiten gab, zeigte ein Kurzfilm, den Katharina Schreiber von der Ricarda-Huch-Schule erstellt hat. Die Aktivitäten reichten von choreographischen Übungen aus der chinesischen Oper über die Erprobung traditioneller chinesischer Sportarten wie dem Stelzenlaufen oder dem Kreisel peitschen. Auch die Kunst der chinesischen Malerei wurde den Schülern nähergebracht, indem jeder seinen eigenen Fächer mit Pflaumenblüten verzieren durfte. In einer Schule für praktische Fähigkeiten, die täglich bis zu 600 Besucher empfängt und beschäftigt, wurde das Kochen mit dem Wok über einem speziellen Ofen erprobt. Auch andere Gelegenheiten ließen die Gastgeber nicht aus, den Gießenern die traditionelle Küche proaktiv schmackhaft zu machen.

Herzlich aufgenommen

In einer lebhaften Rekapitulation der Chinareise gaben die Austauschschüler ihre persönlichen Beobachtungen und Eindrücke wieder. Einstimmig wurde der Kulturschock bei der Ankunft in Peking als überwältigend empfunden, während sich jeder trotz der hier und da auftauchenden sprachlichen Hürden herzlich aufgenommen fühlen durfte. Die Mühen der Gastfamilien scheinen beeindruckend gewesen zu sein, wie ein Schüler berichtete: »Wir wurden nicht in den Alltag integriert, sondern der Alltag wurde komplett für uns gestaltet.« Die Disziplin der chinesischen Schüler wurde ebenfalls thematisiert. Jede freie Minute wird zum Lernen genutzt; sei es im Bus, in der Pause oder selbst während des Besuchs in Gießen.

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